Montag, 16. April 2012

Nepper, Schlepper, Bauernfänger

1. Was ist eigentlich Abzocke? 

 Unter Abzocke versteht man das typische Vorgehen unseriöser Unternehmen, die Verbrauchern Waren oder Dienstleistungen "aufschwätzen", welche den Anpreisungen und den dadurch hervorgerufenen Erwartungen des Verbrauchers in keiner Weise entsprechen. Dabei wird ganz bewusst über die Qualität, den Preis etc. gelogen, um den Verbraucher in die Irre zu führen: Hauptsache er unterschreibt den Vertrag! Dies geschieht oft durch List, Lügen und Tricksereien. Hinter dieser zweifelhaften Praxis steht in vielen Fällen ein von langer Hand geplantes Täuschungsmanöver.

 Solche Abzocke hat zahlreiche Auswirkungen auf die Wirtschaft: Sie führt zu einem allgemeinen Vertrauensverlust des Verbraucher gegenüber einer ganzen Branche (z.B. Veranstaltern von Kaffeefahrten) oder Verkaufsweisen (z.B. Vertreterbesuche). Dies hat wiederum Auswirkungen auf den Gewinn seriöser Unternehmen, die aufgrund solcher Praktiken zu Unrecht in Verruf geraten.

 Die von solch unseriösen Praktiken betroffenen Unternehmenszweige reichen von den Telediensteanbietern über Finanzdienstleister bis hin zur Arbeitsvermittlung.





2. Was sind die Erkennungsmerkmale?

 Die gelieferte Ware oder die erbrachte Dienstleistung entspricht nicht der vorher gegebenen Beschreibung (objektives Merkmalen). Sie deckt sich nicht mit den Erwartungen des Verbrauchers, sei es aufgrund des Preises (schlechtes Preis-Leistungs-Verhältnis) oder weil sich die gemachten Versprechungen nicht erfüllen.

 In der festen Absicht zu täuschen (subjektives Element) erschleicht sich der Abzocker die Zustimmung des Verbrauchers. Manchmal wird durch Abzocke auch der Tatbestand des Betruges erfüllt. Aber das sind nicht die häufigsten Fälle.

 Abzocker legen i.d.R. ein überaus organisiertes Geschäftsgebaren an den Tag. Sie bedienen sich meistens solcher Verkaufsmethode, bei denen der Kunde mit dem Kaufangebot regelrecht überfallen wird.

 Sie wird oft im großen Stil oder wiederholt betrieben und trifft so viele einzelne Opfer, die sich oft nicht wehren können.

 Sie zielt oft auf die schwächsten Verbraucher ab (ältere und unerfahrerne Menschen) oder solche in schwierigen Situationen (wie Arbeitslose und Kranke) oder nutzt Situationen aus, in denen man wenig aufmerksam ist, insbesondere weil man gerade hier keine Abzocke erwartet hätte.

 Meist operieren kleine, unbekannte Unternehmen mit wechselnden Aktivitäten, deren einziges Ziel ein schneller und hoher Profit ist, ohne sich um verbraucherschützende Regeln zu kümmern. Sobald die Beschwerden zu zahlreich werden, verschwinden sie auf nimmer Wiedersehen und tauchen woanders unter einem anderen Namen wieder auf.


3. Die Maschen der Abzocker

 1. Abzocker treiben ihr Unwesen gerne in besonders sensiblen Bereichen

Gesundheit: missbräuchliche Verweise auf sogenannte Mediziner oder Labore, Wundermittel und -methoden, Schlankheitskuren, Mittel um mit dem Rauchen aufzuhören, gegen das Altern und gegen Kahlköpfigkeit

Arbeit: falsche Stellenangebote und illusorische Tätigkeiten, manchmal mit der Aufforderung, an eine Postfach-Adresse Geld zu senden, um weitere Informationen zu erhalten, ohne das Geld je wiederzusehen

Gewinne: fiktive Gewinnspiele, unwahre Geschenkversprechungen, falsche Reisegutscheine, einige Methoden beim Timesharing

Partnerschaftsvermittlung: überhöhte Preise, keine oder schlechte Vermittlungstätigkeit

Internet: "gratis" Downloads von Programmen, die sich am Ende als kostenpflichtig herausstellt, unbemerkte Installation sog. Dialer, die selbständig Telefonverbindungen zu teuren Netzen herstellen

Haushaltspannen und Sicherheit: Fehlerbehebung und Reparaturen (in Notfällen oder nicht, zu Hause oder anderswo) zu völlig überhöhten Preisen, Durchführung von Reparaturen ohne Zustimmung des Kunden, "kostenlose" Überprüfungen, die zu teuren, oft unnützen Reparaturarbeiten führen, Scheintests, um dieses oder jenes Ausstattungsteil auszutauschen


2. Manche Geschäftsmethoden werden häufig angewandt

 Zusendung unbestellter Ware (In diesem Fall sind Sie geschützt!)

 Lockangebote: Inaussichtstellen eines Geschenks oder eines finanziellen Vorteils im Fall, falls man den angebotenen Vertrag sofort unterschreibt

 irreführende Werbung: vollmundige, alles und nichts versprechende Werbung für alle möglichen Produkte, Geschenke als Beigabe, die nicht der Werbung entsprechen oder wertlos sind, Ware, die ab dem 2. Tag nach Erscheinen der Werbung nicht mehr vorrätig ist, obwohl sie als Sonderangebot massiv beworben wurde, falsche Preisnachlässe durch künstliches Heraufsetzen der, Ausgangspreise

 Umgehung gesetzlicher Vorschriften : Im Fernabsatz oder bei Geschäften, die außerhalb der Geschäftsräume geschlossen werden, wird häufig das gesetzliche Widerrufsrecht umgangen, indem der Verbraucher nicht oder nicht richtig auf seine Rechte hingewiesen wird oder diese sogar komplett ignoriert werden

 Aggressive Verkaufswerbung: Überredungstechniken, die den Verbraucher dazu drängen, riesige Mengen oder überflüssige Waren zu völlig überhöhten Preisen zu kaufen


4. Was tun, um nicht auf solche "Bauernfänger" hereinzufallen ?

 Um nicht in eine solche Verkaufsfalle zu tappen, sollten Sie folgende Ratschläge beherzigen:

 Auch wenn es nur um kleine Beträge geht, bleiben Sie hellhörig!

 Egal was man Ihnen erzählt, vergleichen Sie immer den Preis von Waren und Leistungen, die man Ihnen anbietet!

 Insbesonder wenn der Verkäufer Sie unter Druck setzt und behauptet, das Angebot gelte nur heute oder es sei ein einmaliges Angebot (Sie sind sein xter Kunde): Nehmen Sie sich ausreichend Bedenkzeit!

 Verlangen Sie vor der Ausführung von Arbeiten oder Reparaturen immer einen Kostenvoranschlag!

 Überprüfen Sie, ob die Sache funktioniert, bevor Sie die Reparatur bezahlen.

 Bezahlen Sie immer so, dass Sie die Zahlung notfalls beweisen können (Kontoauszug, Quittung,...)!

 Falls der Verkäufer nur gegen Vorkasse liefert, leisten Sie die kleinstmögliche Anzahlung.

 Zahlen Sie bei Arbeiten immer in Raten (erst eine Anzahlung, dann einen Teil während der Arbeiten und den nach Fertigstellung).

 Im Zweifelsfall können Sie sich an eine Verbraucherberatungsstelle in Ihrer Nähe wenden.


5. Was tun, wenn Sie glauben, "über den Tisch gezogen" worden zu sein ?

 Wenn Sie das Gefühl haben, einem Betrüger auf den Leim gegangen zu sein, sollten Sie sich zunächst kompetenten Rat einholen: Wenden Sie sich an eine Verbraucherberatungsstelle in Ihrer Nähe und notfalls an die Polizei. Dort können Sie ggf. auch Strafanzeige erstatten, um eine strafrechtliche Untersuchung zu veranlassen.

 Wenn Sie sich nicht sicher sind, ob es sich um ein Angebot eines seriösen Unternehmens handelt, sollten Sie Zahlungsaufforderungen erst nachkommen, wenn Sie sich umfassen über Ihre Rechte informiert haben.

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